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„Nicolino, Romanina und Paita machten den Schimmer des Schauspiels“: Neue Erkenntnisse zur dramatischen Produktions- und Aufführungspraxis in der italienischen Oper des frühen 18. Jahrhunderts
24.01.18
Iwalewahaus
Ein Vortrag von Dr. Dr. Anne Desler (University of Edinburgh)
Die Ansicht, dass die Schauspielkunst in der Oper in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zweitrangig oder sogar belanglos war, ist in der Opernforschung weit verbreitet. Gerade die opera seria wird oft als "Konzert in Kostümen" angesehen, und ihre Sänger gelten vorwiegend als schlechte Schauspieler, deren Hauptinteresse darin bestand, virtuose Arien zu singen. Interessanterweise kommentierten Reisende allerdings nicht nur die gesanglichen sondern auch die schauspielerischen Leistungen bekannter Sänger, und ihre Beschreibungen lassen auf das Gegenteil schließen. Der Vortrag befasst sich mit Aspekten der dramatischen Aufführungspraxis der opera seria dieser Zeit. Unter anderem wird die zeitgenössische Konzeption von Bühnenrollen sowie die Proben- und Produktionspraxis in den Blick genommen. Im Fokus stehen der Sänger, Schauspieler und Bühnendirektor Nicola Grimaldi "Nicolini" sowie der Virtuose Carlo Broschi "Farinelli". Anhand dieser Fallstudien werden Fragen, die die Entwicklungen in der Bühnenästhetik und in der Aufführungspraxis betreffen, diskutiert.